Milan – eine Reise mit dem LKW

REISEBERICHT

Milán „Softbite“ K. – 30 Tage, 12 Länder, 0 Ladung: Der zahnlose Trucker aus Absurdistan auf leerer Mission

Ein Monat auf Achse – kein Auftrag, keine Fracht, kein Plan. Aber jede Menge Begegnungen, Grenzerlebnisse und Geschichten, die man nicht mal beim Tanken glauben würde.

Europa • 11.10.2025 • transportzentrum.de Redaktion

Es gibt Touren, die schreibt das Leben. Und dann gibt es Touren wie diese – geschrieben vom Schicksal mit einem stumpfen Kugelschreiber. Milán „Softbite“ K. aus Absurdistan – 58 Jahre alt, 18 Zähne weniger als der Durchschnitt und trotzdem mehr Biss als mancher Disponent – machte sich auf zur wohl sinnlosesten Reise des europäischen Transportwesens.

Auftraggeber unklar, Auftrag noch unklarer. Das einzige, was auf dem CMR stand, war der Eintrag: „Leerfahrt mit Aussicht“. Der Startpunkt: ein Rastplatz bei Györ. Das Ziel: „Europa erkunden, bis der Diesel alle ist“.

Tag 1–3: Deutschland – die Reise der Bürokratie

Milán überquerte bei Passau die Grenze und freute sich, endlich im Land der Ordnung zu sein. Beim ersten Autohof: Kontrolle durch den Sicherheitsdienst.

Sicherheitsmann: „Was laden Sie?“
Milán: „Gar nichts.“
Sicherheitsmann: „Dann können Sie hier nicht bleiben. Nur für Kunden.“
Milán: „Ich bin Kunde beim Leben.“
Sicherheitsmann: „Nicht gültig. Fahren Sie bitte weiter.“

Nach 300 Kilometern und drei Tassen Automatenkaffee erreichte er Nürnberg. Dort meldete sich erstmals die Disposition – ein junger Mann mit mehr Gel in den Haaren als Erfahrung im Beruf. „Milán, du bist doch in Deutschland? Versuch mal was zu laden. Irgendwas halt.“ Milán versuchte. Doch die Rampe antwortete: „Wir laden erst ab, wenn Sie geladen haben.“

Tag 4: Österreich – die Maut des Wahnsinns

Schon am Grenzübergang Achleiten zahlte Milán Maut für ein Land, das er nur in der Länge von einem Sandwich durchquerte. In Linz stand er an einer Fabrik, die laut Dispo „immer was hat“. Sie hatte: ein Schild „Heute Inventur. Morgen auch.“

Beim Versuch, wenigstens einen Kaffee zu bekommen, fragte er an der Kantine: „Kann ich zahlen mit Karte?“ – „Nur mit Ladungsausweis.“ – „Hab ich nicht.“ – „Dann bringen Sie bitte zuerst was, dann dürfen Sie was holen.“

Tag 5: Tschechien – Bürokratie, aber in freundlich

Der tschechische Zollbeamte, ein älterer Herr mit humorloser Miene, klopfte auf die Plane: „Was da drinnen?“ – „Nichts.“ – „Sie Schmuggler?“ – „Nein, Tourist mit Sattelzug.“ – Der Beamte grinste. „Tourist gut. Nichts ist beste Ware. Keine Steuer.“

Nach zehn Minuten bekam Milán ein Formular mit Stempel: „Kontrolle erfolgreich: keine Existenz“.

Tag 6–7: Polen – Land der Versprechen

In Katowice lud ihn ein Staplerfahrer zu Pierogi ein. „Was du bringst?“ fragte er. „Luft.“ – „Ah, billig. Wo kriegt man Auftrag?“ – „Weiß nicht, Chef gibt nur PDF.“ – „Dann Chef Idiot.“ – „Ja, aber bezahlt Diesel.“ – „Dann Chef Genie!“

Abends auf dem Hof kam ein Disponent mit Funkgerät: „Du bist der mit der Luftlieferung? Wir könnten Unterdruck gebrauchen.“ Milán nickte ernst: „Ich fahr morgen los, sobald er sich zusammenzieht.“

Tag 8–10: Slowakei und Ungarn – die Bürokratie-Odyssee

In Bratislava verlangte man eine „Rampe-Nummer“. Milán zeigte seine Schuhgröße. „Falsches Format“, sagte die Dame am Empfang. In Budapest fragte ihn die Polizei nach Gefahrgut. „Nur Körpergeruch“, antwortete er ehrlich. Sie wünschten gute Fahrt.

Ein Tankwart in Györ erkannte ihn: „Du bist doch der, der nie lädt? Wir haben hier ein Klub für euch. Nennt sich Leerlaufgesellschaft.“ – Milán grinste mit Zahnlücke und sagte: „Ich bin Gründungsmitglied.“

Tag 11–15: Rumänien, Bulgarien und Griechenland – der Süden ruft (aber niemand hebt ab)

In Constanța wollte er endlich was laden. Der Hafenarbeiter fragte: „Wie viele Tonnen?“ – „Null.“ – „Perfekt, passt nicht in unsere Liste. Aber bleib, wir trinken einen.“ Drei Stunden später war der Laderaum noch leer, aber Milán voller Geschichten.

In Sofia bekam er eine Einladung zur „Geräuschmessung leerer Trailer“. „Bitte rückwärts an Rampe.“ – „Ich hab keine.“ – „Noch besser! Dann misst man Originalzustand.“ Ergebnis: 72 Dezibel – Goldzertifikat „Premium-Leerfahrt“.

In Griechenland scheiterte er an der Fähre. Die Reederei wollte ein „Nicht-Lade-Zertifikat in dreifacher Ausführung“. Milán legte vier vor – wurde aber wegen Übererfüllung abgewiesen. Er blieb am Hafen, spielte Backgammon mit einem Zöllner und gewann drei Oliven.

Tag 16–21: Balkanchaos mit Beigeschmack

In Nordmazedonien stoppte ihn die Polizei. „Was transportieren Sie?“ – „Nichts.“ – „Haben Sie Bewilligung, nichts zu transportieren?“ – „Nein.“ – „Dann Strafe wegen nichts mit ohne Genehmigung.“ Er zahlte 20 €. Der Polizist quittierte: „Beweis für gar nichts“.

In Serbien wollte man ihn wiegen. „Zu leicht. Fälschung?“ – „Ich schwöre, das ist Naturzustand!“ – „Dann fahr durch. Aber langsam, sonst hebt’s dich ab.“

Später auf einem Parkplatz in Novi Sad lernte Milán einen Kollegen aus Moldawien kennen. Sie saßen auf Paletten, tranken Dosenkaffee und philosophierten über die Sinnlosigkeit des Lebens. „Manchmal bin ich leer, manchmal ist der Trailer leer. Hauptsache, einer von uns bleibt stabil.“

Tag 22–26: Italien und Slowenien – das Dolce Niente

In Verona fragte ihn eine Dame im Büro: „Was bringen Sie?“ – „Nichts.“ – „Und wer hat das bestellt?“ – „Ich glaube, das Leben.“ – „Dann ist es Sondergut.“

In Slowenien durfte er an der schönsten Rampe Europas rückwärts einparken – eine Betonfläche so glatt, dass der Trailer sich selbst reflektierte. Der Einweiser sprach poetisch: „Heute keine Fracht, aber viel Gefühl.“ Milán nickte: „Ich fühl mich leer, aber schön.“

Tag 27–30: Rückkehr nach Deutschland – das große Nichts als Erfolg

Zurück in Bayern wollte Milán beweisen, dass auch Leere eine Leistung ist. Beim Zoll erklärte er: „Ich habe zwölf Länder durchfahren.“ – „Was geladen?“ – „Erfahrung.“ – „Wie viel wiegt das?“ – „Kommt auf die Woche an.“ – Der Beamte schaute kurz auf, seufzte und sagte: „Fahren Sie weiter, Philosoph.“

Zitat des Tages

„Ich habe nichts bewegt, aber viel erlebt. Und manchmal ist das mehr wert als Diesel.“ — Milán „Softbite“ K.

Fazit: 30 Tage, 9.240 km, 12 Länder, 0 kg – und doch schwer beeindruckend. Milán hat nichts geliefert, aber viel hinterlassen: Spuren im Asphalt, Kopfschütteln bei Disponenten und Lächeln bei Zöllnern. Seine Tour beweist: In der Logistik zählt nicht immer, was man bewegt – manchmal reicht es, wenn man sich selbst bewegt.

Namen, Orte und Ereignisse sind satirisch verfremdet. Jede Ähnlichkeit mit echten Touren ist weder Zufall noch ausgeschlossen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert