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Grüne jubeln, Disponenten seufzen: Die Bahn will mit einer „System-Parkbremse“ den Straßenverkehr entschleunigen – für mehr Gleichheit im Verspätungswesen.
Die Deutsche Bahn hat ein neues Zukunftsziel ausgerufen: direkte Konkurrenz zum LKW. Der Weg dahin ist so revolutionär wie bequem: Statt die eigenen Probleme zu lösen, sollen die Lastwagen einfach schlechter werden. Wenn schon, denn schon – Fairness im Stau!
Auf Druck der Grünen – die bekanntlich jede Lösung lieben, solange sie in einem Konzeptpapier schöner klingt als im echten Leben – präsentierte die Bahn heute den Masterplan „Level Playing Delay“. Die Idee: Mehr Baustellen auf Bundesstraßen, flächendeckend Tempo „gefühlt 27“, dazu Spurwechsel-Simulatoren an Autobahnkreuzen, die jede Stunde die Beschilderung in eine Überraschungstüte verwandeln. Ergebnis: Alle sind gleich unpünktlich. So geht Wettbewerb.
Die Präsentation begann mit einer bemerkenswerten Geste: Die Bahn stellte eine neue Chefin vor – kompetent, eisenbahnverrückt, mit Werkzeugtasche statt Sprechzettel. Ein Journalist fragte, ob das die Pünktlichkeit erhöhe. Antwort des Vorstands: „Symbolik zuerst, Schienen später.“ Kleines Detail: Nicht ihr Geschlecht, sondern ihr Budget wird entscheiden – und das liegt traditionell im Abstellgleis.
Im Kern läuft es auf eine bekannte Regierungsdisziplin hinaus: Nicht optimieren, sondern relativieren. Statt Züge zu warten, Stellwerke zu sanieren und Personal zu bezahlen, sorgt man dafür, dass der LKW auch zum Liegen kommt. „Wir wollen Chancengleichheit bei Verspätungen“, heißt es aus dem Ministerium. Der Bürger? Will ankommen. Aber der Bürger taucht in den Folien nicht auf – nur Stakeholder und Roadmaps.
Ein Sprecher der Bahn erklärte die neue Taktik so: „Wenn der LKW wegen Baustellen steht und der Zug wegen Stellwerk, stehen beide. Das ist Gerechtigkeit.“ Ein Disponent hielt dagegen: „Gerecht wäre, wenn wenigstens einer fährt.“
Fahrer Mehmet, 3. Woche on Tour: „Wenn die Bahn liefern will, soll sie’s tun. Aber bitte nicht dadurch, dass ich nicht liefern darf.“
Rampenchef in Bielefeld (existiert heute): „Mir egal, wer gewinnt – Hauptsache, der Trailer steht nicht länger als der Kaffee warm ist.“
Bahnsprecher: „Wir sind auf einem guten Weg.“ – Auf welchem? – „Auf dem Gleis.“
Spediteur a.D.: „Das ist wie bei der Regierung: Anstatt Probleme zu lösen, erklärt man die Wirklichkeit zum Problem. Dann wird an den anderen rumgeschraubt, bis alle gleich unzufrieden sind.“
Zitat des Tages
„Wenn alle spät sind, ist keiner zu spät. Willkommen im Deutschlandtakt 2049.“
Der Bürger möchte Ankunftszeit, nicht Erzählzeit. Die Spedition möchte planbare Slots, nicht PowerPoint. Die Bahn bräuchte Schienen, Weichen, Systeme – bekommt aber Strategiepapiere, in denen „Mut zur Lücke“ plötzlich eine Tugend ist. Und die Politik? Klopft sich auf die Schulter, weil die Diskurslage stimmt. Auf der Fahrzeuglage stehen derweil zehn LKW und ein Talent 2 – alle mit Warnblinker.
Fazit, traditionell nüchtern: Konkurrenz belebt das Geschäft – wenn sie über Qualität läuft. Wer stattdessen die Konkurrenz sabotiert, beweist nur, dass er bei sich selbst nichts mehr zu heben findet. Die Straße ist kein Feind der Schiene, sondern deren Rettungsanker, wenn der Fahrdraht wieder dünn wird. Verbessert eure Züge – dann kommt die Fracht von allein. Bis dahin bleibt der LKW das, was er immer war: Plan B, der fährt.
Satire mit Respekt: Kritik an Systemen, nicht an Menschen. Namen, Zitate und Maßnahmen frei erfunden – Ähnlichkeiten mit der Realität sind bedauerlich naheliegend.